Fortbildung Traumapädagogik
Der Umgang mit Kindern, die von ihren Gefühlen überflutet werden, gehört zum Alltag einer Kita dazu. In jeder Kita-Gruppe gibt es zumindest 1-2 Kinder, die an Traumafolgestörungen leiden. Pädagogische Mitarbeiter*innen und Kita-Leitungen, die mit Traumafolge(störunge)n konfrontiert werden, sind sowohl fachlich als auch persönlich besonders herausgefordert. Es geht darum einen Umgang mit Verhaltensweisen zu finden, die über ein übliches sozialpädagogisches Handeln hinausreichen.
Zu den typischen Traumafolgen bei jungen Kindern zählen Wutausbrüche, Konzentrationsstörungen, emotionale Empfindungslosigkeit/Taubheit, Reizbarkeit und/oder die Unfähigkeit, sich an (Details von) Situationen zu erinnern. Taucht im Kita-Alltag eine Situation auf, die an eine bedrohliche Ursprungssituation erinnert (triggert), tritt ein verletzter, innerer Anteil des Kindes zu Tage, der nun dominiert und auf das Geschehen reagiert.
Fight, Flight, Freeze und Fawn
Kampf und Flucht sind häufige Stressreaktionen. Der Körper stellt ummittelbar eine große Menge Energie zur Verfügung und bereitet optimal darauf vor, eine Gefahr abzuwehren oder zu
fliehen. Ist beides nicht (mehr) möglich, erstarrt ein Kind (in der Hoffnung, dass der
vermeintliche Angriff endet und/oder Schmerzen zumindest nicht gespürt werden). Erlebt ein Kind wiederholt diese Reaktionsmuster als nicht erfolgreich, versucht es (unbewusst) die Person, von der
die (vermeintliche) Bedrohung ausgeht, für sich zu gewinnen. Die eigenen Grenzen, Wünsche und Bedürfnisse fallen dem Überleben zum Opfer.
Stressreaktionen erfolgen unmittelbar und außerhalb einer bewussten Kontrolle seitens eines Kindes.
Beobachtbar von außen ist ...
ein Kind, das Gegenstände zerstört, Kinder/Personal tritt, schlägt, beißt, bespuckt
= FIGHT/KAMPF
ein Kind, das wegläuft, sich entzieht
= FLIGHT/FLUCHT
ein Kind, das nicht mehr ansprechbar ist
= FREEZE/STARRE
ein Kind, das ein anderes Kind oder die pädagogische (Fach-)Kraft umgarnt
= FAWN/UNTERWERFUNG
Herausfordernde Situationen kehren immer wieder und lösen sich erst, wenn
der Sinn des Verhaltens verstanden und gegenwärtige Ursachen beseitigt werden
Traumapädagogisch ausgebildete Fachkräfte verfügen über unterschiedliche Methoden und Konzepte, um belastete Kinder sensibel und wirksam zu begleiten. Sie teilen u. a. die Haltung, dass alles, was ein Mensch zeigt, aus dessen Geschichte heraus Sinn macht („Konzept des Guten Grundes“).
Ziel des traumapädagogischen Handelns ist u. a. die Unterstützung der Selbstbemächtigung des Kindes und damit einhergehend eine Stabilisierung, wofür die Einrichtung als Sicherer Ort mit verlässlichen und vertrauensvollen Beziehungen die Grundlage bildet.
Fortbildungsziele
Die mehrtägige Fortbildung findet als Inhouse-Veranstaltung oder für Gruppen im offenen Seminarprogramm statt. Sie richtet sich an Kita-Träger, Kita-Leitungen und pädagogische Kita-Fachkräfte mit mindestens 3-jähriger Berufserfahrung; begründete Ausnahmen sind nach Rücksprache möglich.
Filmtipp (32:14 min.):
Wo Kinderseelen heilen - Schutzhaus Sterneby
https://www.arte.tv/de/videos/111750-005-A/re-wo-kinderseelen-heilen
Auf Hof Sterneby finden Kinder, die nicht mehr in ihrer Familie leben können, ein neues Zuhause. Sie alle haben Gewalt erlebt. Die Mitarbeitenden des Kinderschutzhauses in Schleswig-Holstein helfen ihnen, ihre Erfahrungen zu verarbeiten und zu heilen...